kurfürstliches Jagdschloss

Schloss Wildeck als kurfürstliches Jagdschloss     

 

1545 - 47 ließ Herzog Moritz von Sachsen anstelle der Burg das jetzige Schloss erbauen. Auf die Gestalt dieses Renaissancebaues kommen wir später noch einmal zurück. Sicher ist das Schloss hauptsächlich als Jagdschloss erbaut worden, und tatsächlich war es kurz nach seiner Vollendung Schauplatz eines großartigen Jagdvergnügens: Im Jahre 1549 war Ferdinand I. - damals Erzherzog von Österreich und König von Böhmen, später deutscher Kaiser - zu Besuch bei dem nunmehrigen Kurfürsten Moritz. Die beiden waren durch Freundschaft und politische Interessen miteinander verbunden. Dem hohen Gast zu Ehren wurden zahlreiche Jagden veranstaltet. Die Jagdgesellschaft war riesig: Über 500 Pferde, dazu Hunde, Wagen, Diener und vieles andere mehr gehörten zum Gefolge. Auch die Hofkapelle war dabei, und einer ihrer Musiker, ein Italiener, hat über diese Tage Chronik geführt. Er schreibt, dass die erlauchte Gesellschaft, nachdem die Jagd bei Dresden beendet war, sich abends nach Tharandt begeben habe, wo am anderen Morgen eine prächtige Bärenjagd stattfand. Hierauf gelangte sie am 8. August nach Zschopau, "der Stadt am Fluss gleichen Namens und ebenfalls mit einem schönen Schlosse bei einem großen Walde." Hier wird wiederum eine Jagd veranstaltet, ähnlich wie die erste. Bei dieser wurden 23 Bären erlegt, wobei eine Menge Hunde draufgingen und viele verwundet wurden. In Zschopau hatte der Kurfürst auch ein Turnier nach italienischer und deutscher Art angeordnet. Dabei saßen die Reiter auf einem sehr großen Streitrosse mit einer so dicken und schweren Rüstung, dass sie sich kaum bewegen konnten. Die Lanzen waren so lang, dass ein Mann Mühe hatte, sie einigermaßen zu führen; das Eisen daran wog allein 5 Pfund. Um sie an ihrem hinteren Ende halten zu können, war an der rechten Seite der Rüstung ein großer Haken, in den die Lanze eingelegt wurde. Der Zusammenprall der Ritter war oft so heftig, dass beide aus dem Sattel geworfen wurden. Von dem Zschopauer Turnier wird berichtet, dass Herzog Moritz mit Erzherzog Ferdinand im Zweikampf so heftig zusammenstieß, "wie es seit Menschengedenken niemals eingetreten war." Die Lanze zersplitterte an der Brust des Erzherzogs, und beide stürzten zu Boden, während sich die Pferde kaum auf der Hinterhand halten konnten. - Es scheint den beiden aber nichts weiter passiert zu sein, denn am anderen Morgen fand schon wieder eine Jagd statt, diesmal auf Hirsche; dann zog die Gesellschaft weiter zur Besichtigung der Silberbergwerke nach Freiberg und zur Jagd nach Marienberg.

 

Schloss Wildeck im Schatten der Augustusburg

 

Derartigen Glanz hat Schloss Wildeck wohl niemals wieder in seinen Mauern gesehen. Nach dem frühen Tode des Kurfürsten Moritz und vollends nach der Erbauung des Schlosses Augustusburg 1568-72 scheint Schloss Wildeck nicht mehr der Schauplatz festlicher kurfürstlicher Jagden gewesen zu sein - zumindest erfahren wir nichts darüber. Als zum Beispiel Kurfürst Christian II. im Jahre 1603 mit seiner Frau Hedwig und seinem Bruder Johann Georg durch Zschopau reiste, ließ er sich auf dem Marktplatz huldigen - und strebte weiter nach Annaberg, um im oberen Erzgebirge zu jagen. Auch als Kurfürst war Johann Georg I 1625 öfter auf der Durchreise in Zschopau. Aber er ging, um zu jagen, mit seinem Hofstaat auf die größere und komfortablere Augustusburg. Die Kurfürstin Sibylla von Brandenburg war unterdessen zur Kur in Wiesenbad, wo sie der Kurfürst öfter besuchte. Um ihr näher zu sein, verlegte er später sein Jagdrevier mehr in die oberen Gebirgsregionen. Dennoch nutzte er das Jagdschloss Wildeck nicht als Standquartier.

 

Der Bärengarten

 

Der Jagd und dem Wald verbunden blieb Schloss Wildeck freilich Jahrhunderte lang. So gehörte zu dem Jagdschloss auch ein Bärengarten, der an der Westseite des Schlosses eingerichtet wurde. Es ist noch nicht so lange her, dass man dort Teile eines Bärenskeletts gefunden hat. Dicht dabei wohnte unten in der heutigen Johannisstraße der Scharfrichter und Abdecker, dessen Obhut die Tiere anvertraut waren. Das kurfürstliche Hobby war keineswegs ungefährlich, und man kann sich die Angst und den Schrecken vorstellen, wenn es hieß: "Der Bär ist los!" Hatte er doch Anno 1608 drei Menschen auf einmal getötet! Das letzte Mal setzte man 1754 einen jungen Bären in den Zwinger, doch als auch dieser 1757 durch die Fahrlässigkeit eines Reitknechts auskam, machte man kurzen Prozess: Der Bär wurde erschossen. Mit der Bärenhaltung war es nun vorbei. 1765 wurden die dafür eingesetzten landesherrlichen Zuschüsse gestrichen und für die Erhaltung des Röhrwassers im ehemaligen Bärengarten und die Erneuerung seiner Mauern bestimmt. Heute lustwandeln dort zwischen Blumenrabatten die Gäste des Schlossgartens, und einen kleinen Brunnen gibt es auch wieder.

 

Cornelius v. Rüxleben und andere hohe Herren

 

Sitz der Oberforst- und Wildmeisterei blieb das Schloss bis 1911. Der berühmteste Oberforst- und Wildmeister war Cornelius v. Rüxleben. Als er noch Günstling des Kurfürsten August (des "Vater August") war, erbaute er sich 1561 das Edelhaus mit dem schönen Renaissanceportal und der Freitreppe am Altmarkt. Heute ist es das zweite Rathaus der Stadt Zschopau. Auch die späteren Amtsnachfolger residierten durchaus nicht immer im Schloss Wildeck, ja oft nicht einmal in Zschopau. Sie ließen die Geschäfte vielmehr durch ihre Forstschreiber, die ebenfalls adligen Standes waren, besorgen. 1725 wird für sie der Westflügel des Schlosses umgebaut. 1754 hat es dort gebrannt. Beim Wiederaufbau wird das ausgebrannte Obergeschoss abgetragen und durch ein Mansardendach ersetzt.

 

Zar Peter I. in Zschopau

 

Erlauchten Besuch durch gekrönte Häupter hat Zschopau immer wieder gehabt. Meist aber befanden sich die hohen Herren nur auf der Durchreise. Schlimm war es, wenn sie in Kriegszeiten mit ihren Regimentern durchzogen. Nur gelegentlich und nebenbei spielt Schloss Wildeck dabei eine Rolle. Zar Peter I. - in den Jahren 1699, 1711 und 1712 auf der Durchreise zum Kuraufenthalt in Karlsbad - musste bei einer dieser Reisen in Zschopau seinen Wagen reparieren lassen. Während der Wartezeit speiste sein Gefolge im Schloss Wildeck, der Zar selber im "Weißen Rößgen" - da war es vornehmer. Heute residiert dort die Polizei … Anschließend ließ sich der Herrscher aller Reußen die Technik des Strumpfwirkens vorführen.

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Lucas Cranach d. Ä. , Hirschjagd, Holzschnitt, um 1506

Jagden und Turniere waren Höhepunkte fürstlichen Lebens, die natürlich auch im Bild festgehalten wurden. So gehörte es auch zu den Pflichten der Hofmaler, daran teilzunehmen. Zahlreiche Zeichnungen, Holzschnitte und Gemälde des berühmten sächsischen Hofmalers Lucas Cranach sind daher den Themen Jagd und Turnier gewidmet. Sie geben uns ein anschauliches Bild, wie es dabei zuging. Immer wieder hatte auch der sächsische Hof Cranach und seine Werkstatt beauftragt, für diese Turniere festliche Dekorationen zu schaffen, die kostbaren bemalten Decken der Pferde, die Umhänge und prächtigen großen Helmbüsche der Ritter, die kunstvollen Drapierungen der Balkone und Altane. Es muss eine wahre Augenweide gewesen sein. Pauken und Trompeten waren auch dabei.

Lucas Cranach d. Ä., Das Turnier mit dem Simson-Teppich, Holzschnitt 1509

Nicht weniger kostbar ging es bei den Jagden her: Die Jagdspieße, Saufedern, Hirschfänger und Armbrüste waren edelstes Kunsthandwerk mit feinen Ziselierungen und Einlegearbeiten.